Demokratiegefährdender Mietenwahnsinn

Eine illustration von dem Buch „No Sweet Home. Wie der Mietenwahnsinn unser Zuhause und unseren Zusammenhalt zerstört“.
Lara Schulschenk: No Sweet Home: Wie der Mietenwahnsinn unser Zuhause und unseren Zusammenhalt zerstört. Gutkind Verlag, Berlin 2025, 236 Seiten, 18 Euro

Lara Schulschenk zeigt in ihrem Buch die dramatischen Folgen der Wohnungsmarktkrise – von explodierenden Mieten bis zur Gefahr für die Demokratie – und fordert radikale Reformen.

Die Autorin Lara Schulschenk prangert die Missstände auf dem deutschen Wohnungsmarkt an. Die Journalistin wirft vielen Vermietenden Skrupellosigkeit und der Politik Untätigkeit vor. Bezahlbares Wohnen sei nicht nur ein wichtiges Grundbedürfnis jedes Menschen, sondern auch Voraussetzung für den Erhalt der Demokratie, so ihre Grundthese.

Hohe Mieten drängen mittlerweile auch Menschen in die Armut, deren Einkommen normalerweise gut zum Leben reichen würde. Das traf 2024 auf 5,4 Millionen Personen zu. Dadurch wächst die Zahl der von Armut betroffenen Personen in Deutschland auf 17,5 Millionen! Seit 2010 sind die Mieten hierzulande um 50 Prozent gestiegen, in großen Städten sogar um bis zu 70 Prozent. Aktuell ist etwa ein Drittel der Miethaushalte durch die Wohnkosten überlastet.

Ausgrenzung durch Entmietung und Abschiebung an die Stadtränder bedeutet einen Verlust des Wir-Gefühls und ist somit Zündstoff für den Zusammenhalt einer Gesellschaft. Die Wechselwirkung zwischen Wohnungskrise und Demokratiegefährdung werde in der Politik, kritisiert Schulschenk, bisher zu wenig beachtet.

Ihre Thesen: Die Immobilienlobby hat die öffentliche Hand fest im Griff. Gierige Vermieter haben vom Staat nicht viel zu befürchten. Das deutsche Mietrecht schützt Mietende nur, wenn diese selbst um ihre Rechte kämpfen. Undurchsichtige Betriebskostenabrechnungen, Schimmelbefall, Mieterhöhungen – man muss wissen, welche Rechte man hat, um sich zu wehren. Dabei sind Mietervereine unentbehrlich.

Lösungsansätze sieht die Autorin in einem bundesweiten Mietendeckel. Zudem in einer konsequenten Umsetzung von Volksentscheiden zur Frage der Vergesellschaftung von Wohnkonzernen. Um das System jedoch grundlegend zu ändern, sei ein radikales Umdenken erforderlich: „… solange wir als Gesellschaft akzeptieren, dass sich die einen am Wohnraum der anderen bereichern, wird die Wohnkrise nicht gelöst werden können.“

Die spürbar empörte Autorin vollführt einen Parforceritt durch die Misere auf dem Wohnungsmarkt. Sie reißt viele Aspekte an, ohne diese zu vertiefen, liefert dafür aber ein 40-seitiges Quellenverzeichnis, das online abrufbar ist. Ihr Buch ist ein emotionaler Appell an die politisch Verantwortlichen dafür, dass die Weichen jetzt endlich neu gestellt werden müssen!

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