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Expertin fürs Wohnen

Im Porträt: Dr. Kirsten David, Architektin
Kirsten David ist nicht nur das neue Gesicht im Vorstand des Mietervereins zu Hamburg, sie bringt als Architektin, Hochschullehrerin und Immobilienexpertin auch reichlich Expertise mit.
Nicht erst die Arbeit für ihre Dissertation mit dem etwas sperrig klingenden Titel „Funktionales Kostensplitting zur Ermittlung von Mieterhöhungen nach energetischen Maßnahmen. Eine Handlungsempfehlung auf Basis theoretischer und empirischer Untersuchungen“ brachte sie in Kontakt mit dem Mieterverein, wo sie im Frühjahr als Beisitzerin in den Vorstand gewählt wurde: „Ich war schon ab 2009 als Sachverständige für den Mieterverein tätig. Bis 2018 habe ich sowohl Ursachen für Bauschäden als auch erforderliche Instandhaltungsmaßnahmen und -kosten eingeschätzt.“ Seitdem sei sie mit den Bedürfnissen und Sorgen von Mieterinnen und Mietern bestens vertraut.
Ihre Expertise rund um das Wohnen und das Sanieren von Gebäuden ist hilfreich – zumal sich nicht nur die Mietvertragsparteien, sondern auch die politischen Parteien oft wegen der Immobilien uneins sind. Dabei sind Fragen des Bedarfs nach weiteren Wohnungen und deren Kosten zu klären, gestritten wird aber auch über geeignete Standards für Neubau- und Bestandsmaßnahmen und Mieterhöhungen nach energetischen Modernisierungen. „Diese Spannungsfelder zugunsten einer nachhaltigen Entwicklung, die übrigens nicht nur ökologische, sondern auch ökonomische und soziale Ziele verfolgt, zu versachlichen ist mir ein Anliegen“, sagt Kirsten David.
Dass die 49-Jährige dabei um konstruktive Lösungen bemüht ist, zeigt ihre Doktorarbeit. Das von ihr entwickelte „Funktionale Kostensplitting“ soll Mietern und Vermietern helfen, bei energetischen Modernisierungen nachhaltige Entscheidungen im Sinne beider Mietvertragsparteien zu treffen. Wie das funktioniert, erklärt David so: „Es koppelt den Betrag der Mieterhöhung an den Modernisierungserfolg. Werden einzelne Aufgaben oder Funktionen des modernisierten Bauteils durch die bauliche Maßnahme lediglich repariert, so darf das nicht zu einer Mieterhöhung führen.“
Gibt es zum Beispiel nach einer energetischen Modernisierung in einer Wohnung keine Schimmelprobleme mehr, so wurde die Funktion des Feuchtigkeitsschutzes der Wand wiederhergestellt. Doch das hätte der Vermieter ohnehin im Rahmen seiner Instandhaltungspflicht vornehmen müssen – also muss er die Kosten übernehmen. Werden jedoch durch energetische Modernisierungen einzelne Funktionen verbessert, entstehen für Mieter zum Beispiel durch Energieeinsparung dauerhafte
Vorteile. In diesem Fall kann die Miete anteilig erhöht werden. „Das Funktionale Kostensplitting hilft, Streitigkeiten rund um energetische Maßnahmen zu versachlichen und zu lösen“, so David.
Kirsten David wurde in Bad Segeberg geboren, ist verheiratet und hat zwei Kinder. Heute lebt sie in Hamburg im Bezirk Hamburg-Nord. In der Hansestadt hat sie auch studiert: 2006 schloss sie das Architektur-Studium mit den Schwerpunkten Städtebau, Stadterneuerung und Architektursoziologie an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) ab und wurde 2019 an der HafenCity Universität (HCU) zur Doktorin der Ingenieurswissenschaften promoviert. Prädikat: summa cum laude (auf Deutsch: mit höchstem Lob)! Nach jahrelanger freiberuflicher Tätigkeit arbeitete sie als Referentin im Themenfeld „Mietverwaltung und Bestandsmanagement“. Parallel schuf sie sich an der HCU als wissenschaftliche Mitarbeiterin ein weiteres Standbein. Seit 2021 forscht und lehrt sie an der Universität Bielefeld zu Zielkonflikten in der nachhaltigen Wohnungsbaubestandsentwicklung und beschäftigt sich dort mit KI-gestützten Entscheidungsprozessen bei energetischen Modernisierungen.
Ehrenamtlich engagiert sie sich bei den Scientists for Future und im Umweltschutz. Wenn es ihre knappe Zeit erlaubt, singt sie „wahnsinnig gern im Chor Chorage“, geht Spazieren oder fährt Rad. Zuletzt hat sie von Doris Dörrie das Buch „Wohnen“ gelesen. Das Thema scheint sie nicht loszulassen.
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