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Knapper Wohnraum, hohe Mieten

Mieten in Hamburg steigen rasant – Schülerstudie zeigt 7,1 Prozent Plus. In der HafenCity kosten Wohnungen fast 30 Euro pro Quadratmeter. Der Markt ist leer.
Das Wohnen in Hamburg wird immer teurer. Laut einer aktuellen Untersuchung des Wahlkurses Geografie des Gymnasiums Ohmoor, die traditionell in den Räumen des Mietervereins zu Hamburg vorgestellt wurde, sind die Angebotsmieten auf dem freien Wohnungsmarkt binnen eines Jahres um 7,1 und im Hamburger Umland um 1,5 Prozent gestiegen. Die Studie wird seit 1986 nach denselben statistischen Kriterien erstellt und gilt deshalb als verlässliche Quelle.
Wer in der Hansestadt auf dem freien Markt eine Wohnung anmieten will, zahlt bei Abschluss eines Mietvertrags im Durchschnitt 15,62 Euro pro Quadratmeter (Vorjahr: 14,58 Euro). Die Schülerinnen und Schüler der 11. Klasse des Niendorfer Gymnasiums hatten unter Anleitung ihres Lehrers Christopher Gnann 3.800 anonymisierte Anzeigen ausgewertet, die auf dem Immobilienportal Immowelt geschaltet wurden. Hinzu kamen 170 Angebote von anderen Immobilienplattformen. Am teuersten ist das Wohnen in der HafenCity, wo Vermieter durchschnittlich 29,19 Euro pro Quadratmeter verlangen – 38,9 Prozent mehr als im Vorjahr! Dort habe sich die Miete im Vergleich zum Jahr 2016 nahezu verdoppelt, konstatierte der mit Hamburgs jüngstem und „unfassbar teurem“ Stadtteil befasste Schüler. In der HafenCity leben derzeit rund 7.000 Menschen, in der Mehrzahl Singles und wohlhabende Paare, darunter viele Akademiker. Sozialwohnungen gebe es dort nur wenige, kritisierte der Schüler und bezeichnete es als große Herausforderung, dort endlich „günstigen Wohnraum“ zu schaffen. Deutliche Preissprünge sind auch in in den Stadtteilen Dulsberg, Osdorf, Billstedt, Sasel und Tonndorf zu verzeichnen. Personen mit schmalem Geldbeutel zieht es eher in die Stadtteile Horn, Steilshoop, Wilstorf und Neuenfelde, wo noch Angebotsmieten unter elf Euro zu finden sind. Die jeweiligen Quartiere sind nicht nur unterschiedlich teuer – auch das Angebot differiert stark. „Es gibt ein deutliches Nord-Süd-Gefälle“, sagte eine Schülerin. Südlich der Elbe gebe es weniger Angebote, die Wohnungen seien dort aber meist günstiger.
„Nach der Stagnation im Vorjahr müssen wir nun in Hamburg einen alarmierenden Zuschlag feststellen“, sagte Dr. Rolf Bosse, Vorsitzender des gastgebenden Mietervereins zu Hamburg. Der Grund dafür sei die geringe Verfügbarkeit bezahlbaren Wohnraums: „Der Markt ist leergefegt. Wer eine Wohnung hat, bleibt – wer eine sucht, findet kaum noch etwas Bezahlbares.“ Tatsächlich konnten die Schüler im Vergleich zu früheren Jahren deutlich weniger Wohnungsangebote auswerten – ein Indikator für eine niedrige Umzugsquote, die auch dem geringen Leerstand von 0,7 Prozent geschuldet ist. „Stoppen Sie den Mietenwahnsinn“, fordert Dr. Bosse deshalb vom Hamburger Senat und nahm auch die Bundespolitik in die Pflicht. Geeignete Instrumente seien der Neubau, besserer Kündigungsschutz und eine wirksame Mietpreisbremse.
Dass es derzeit vor allem beim Neubau hakt, konstatierte Dr. Verena Herfort vom BFW Landesverband Nord, der Interessenvertretung der Wohnungswirtschaft. Deren Mitglieder hätten 2024 in dem unfreundlichen wirtschaftlichen Umfeld in der Hansestadt nur 750 neue Wohnungen erstellt: „Früher waren es 5.000 bis 6.000 jährlich.“ Ulf Schelenz, Geschäftsführer des Grundeigentümer-Verbands Hamburg, fürchtet, dass das Wohnen in der Elbmetropole noch teurer wird: „Wir haben einen Wanderungsüberschuss von 12.000 Menschen, der Markt wird enger, die Mieten ziehen weiter an.“ Petra Memmler vom Hamburger Landesverband des VNW, in dem unter anderen die Wohnungsbaugenosssenschaften vertreten sind, betonte, dass ihre Mitglieder für durchschnittlich 8,70 Euro pro Quadratmeter neu vermieten würden. Und Peter-Georg Wagner vom IVD, der die Interessen der Maklerinnen und Makler vertritt, wies darauf hin, dass „ganz viele Objekte gar nicht am Markt inseriert werden“, sprich: unter der Hand vergeben würden.
Von den in der Hamburgischen Bürgerschaft vertretenen Parteien meldete sich nur die Partei Die Linke zu Wort und kritisierte, dass die Mieterinnen und Mieter nicht durch schöne Worte vor profitgierigen Vermieterinnen und Vermietern geschützt würden. Heike Sudmann, wohnungspolitische Sprecherin der Fraktion, sagte, „langsam müsste auch der Hamburger Senat einsehen, dass wir endlich einen Mietendeckel brauchen“.



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