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Die Straßen Hamburgs sind sein Thema

Im Porträt: Christian Hinkelmann, Mobilitätsexperte und Podcast-Berater
Er hat sich als Autofahrer, Radler, Fußgänger und Nutzer des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) über Staus, schlecht gesicherte Wege, Stolperfallen und ausgefallene Züge zigmal geärgert. Was lag also näher, als ein Internetportal zu gründen, das sich informativ und konstruktiv mit der Mobilität in der Hansestadt beschäftigt? Hilfreich zur Realisierung dieses Vorhabens war, dass Christian Hinkelmann ein erfahrener Medienschaffender ist.
Die Straßen, Wege und Schienen von Hamburg sind sein Thema, der ÖPNV liegt ihm besonders am Herzen. Schon als Kind faszinierte ihn die Eisenbahn. Als im Jahr 2010 in der Stadt um die Wiedereinführung der Straßenbahn gerungen wurde, schlug Hinkelmanns Stunde: „Mir kam die Idee, meinen Medienberuf und meine private Leidenschaft für das Thema Bahn zu kombinieren und ein lokales Newsportal zu Bahnthemen in Hamburg und Umgebung ins Leben zu rufen.“ Das Projekt sei überraschend gut angekommen, freut sich der 47-Jährige. Der Erfolg war nach kurzer Zeit so groß, dass sich sein Themenfokus immer mehr erweiterte und heute sämtliche Mobilitätsformen in Hamburg abdeckt, wobei er auf Nachhaltigkeit besonders großen Wert legt.
Wer meint, das Thema Mobilität sei nicht besonders aufregend, dem widerspricht der studierte Soziologe und Musikwissenschaftler vehement: „Es ist hochemotional: Parkplatzsuche, überfüllte Züge, Stau, steigende Benzin- und Fahrkartenpreise, U-Bahnbau vor der eigenen Haustür – das wird zu Hause in der Familie, im Freundes- und Kollegenkreis mit großer Leidenschaft diskutiert.“ Und auf seiner Website nahverkehrhamburg.de. Dort wird über „Massenbetrug beim Deutschlandticket“, hilfreiche Verkehrs-Apps oder den Einsatz neuer S-Bahn-Züge hintergründig und ausführlicher als in anderen Medien berichtet. Weitere Beiträge gewähren einen Rückblick in die Hamburger Mobilitätsgeschichte: So spürt Hinkelmann in der Story „Als Güterzüge von Lastwagen mitten durch Ottensen gezogen wurden“ alte Gleisanlagen auf – an der Borselstraße beispielsweise. Doch die meisten Texte auf der Website sind nur angeteasert, rund 95 Prozent verbergen sich hinter der Bezahlschranke. „Jetzt weiterlesen und Wissensvorsprung holen!“, heißt es dann. Rund 1.000 Interessierten ist das 8,90 Euro monatlich wert, denn so viel kostet ein Einzelabo. Auch NGOs, Parteien und Medienhäuser nutzen den Service.
Nach dem Studium arbeitete Hinkelmann bei Antenne Bayern und dem NDR als Moderator, Nachrichtenpresenter, Morningshow-Producer und Innovationsmanager, zuletzt als Redakteur und Podcast-Verantwortlicher bei der Tagesschau. Seit 2023 ist er neben seiner journalistischen Arbeit als Podcast-Berater tätig.
Sogar der HVV und die Hamburger S-Bahn, also Objekte von Hinkelmanns kritischer Berichterstattung, nutzen das Internetportal, dessen Ziel es ist, „dass Mobilität für die Menschen in Hamburg wirklich besser wird“. Der erste Schritt dorthin sei eine „fundierte und faktenbasierte Diskussionsgrundlage, unabhängig vom Marketing-Dauerfeuer von Verkehrsunternehmen, Politik und Lobbygruppen“, betont Hinkelmann, der mit Datenanalysen und dem Aufzeigen von oft unsichtbaren Zusammenhängen vor allem verständlich informieren möchte. Seine Heimatstadt sieht der gebürtige Hamburger dabei auf einem guten Weg: „Seitdem Anjes Tjarks im Amt ist, ist Hamburgs Verkehr an vielen Punkten spürbar besser geworden.“ In vielen Straßen seien die Flächen nun fairer an die tatsächliche Nutzung durch Auto-, Bus-, Rad- und Fußverkehr angepasst, das HVV-Angebot habe sich verbessert, der Autoverkehr abgenommen, ohne dass es einen großen Aufschrei in der Bevölkerung gegeben habe.
Wenn Hinkelmann sich mal nicht mit seinem Lieblingsthema beschäftigt, flaniert er entlang des Südufers der Elbe, ist mit seinem Boot auf der Mecklenburgischen Seenplatte unterwegs oder frönt seinem Hobby, der Fotografie.
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